Saturday 1 November 2008

Generation Doof

Hallo Generation Doof – Wir sind die Generation Panik!

Generation Golf, Generation Ally, und nun: Generation Doof. Deutschland scheint zu verblöden, Kritiker hacken auf Bushido und Konsorten herum, die mit ihren „Ghetto-Texten“, die „Ghetto-Kinder“ und ihre „Ghetto-Blaster-Handys“ versorgen. Die Intellektuellen schreien vor Empörung und halten sich die Ohren zu. Und was ist mit den Jugendlichen und Abiturienten, die sich nicht an den Sidos und Kader Loths (oder wie auch immer man sie schreiben mag) orientieren?

Darf ich vorstellen, wir bilden die Generation Panik:

Getrieben von den Vorurteilen, der wirklich Erwachsenen, die bereits in der Berufswelt angekommen sind, versuchen wir so viel Wissen wie möglich in uns aufzusaugen, unsere Abschlüsse mit summa cum laude, am besten gleichzeitig in drei Sprachen und in 4 Semestern, statt in anberaumten 6 (für den neuen bereits von allen verlachten Bachelor) zu machen. Dabei schieben wir natürlich noch mindestens ein Auslandssemester ein, um unsere Flexibilität und unsere Engagement unter Beweise zu stellen, denn ganz ehrlich – „Englisch in Wort und Schrift“ in seinen Lebenslauf zu schreiben, ist einfach nicht so überzeugend, wie ein Masters-Degree aus England oder Amerika. Wer nebenbei kellnert oder eine andere Aushilfstätigkeit ausübt, um ein Butterbrot auf dem Studententisch zu haben, kann natürlich nicht so viel Chancen auf dem Jobmarkt erwarten, wie der von Mama und Papa finanzierte Student, der es sich leisten kann ein unbezahltes Praktikum zu machen. Getrieben von der Angst, als arbeitsloser Hartz 4 Empfänger auf der Couch und vor Oliver Geissen zu enden, rackern wir von früh bis spät und erfinden Motivationssätze wie: Kaffee – schlafen kannst du, wenn du tot bist!

Im dritten Semester hielt vor einer Vorlesung einer meiner Professoren, eine für ihn von höchster Bedeutung scheinende Ansprache, dass wir aufhören müssen uns Gedanken um die Zukunft zu machen, das wir jetzt erstmal studieren sollen, fleißig lernen und uns dann später Gedanken darüber machen können, ob wir einen Job bekommen oder nicht. Wie schwer es ist zu denken, wenn der Magen leer ist, der eigene Anblick im Spiegel Augenringe der Marke Udo Lindenberg zeigt und man außer der Bibliothek und dem eigen Computerbildschirm nicht viel zu sehen bekommt, einen des Nachts wenn man nicht vor totaler Erschöpfung zusammenbricht, leise Stimmen bezirzen, alles hinzuschmeißen und einfach Sekretärin zu werden, um der Unsicherheit ein Ende zu bereiten und man mit dem Gedanken einschläft: Was soll die ganze Selbstverwirklichung und diese Pseudoindividualität, ich schieb jetzt Bushido rein und lass mein Gehirn verfaulen…

Der Kellnerjob zu dem wir dann am Samstagabend müssen, wenn die 16 bis 18-jährigen auf Flatrate-Partys ihre Gehirnzellen dem Alkohol opfern und wir auf der anderen Seite der Theke damit kämpfen, uns den betrunkenen Schützenzug vom Leib zu halten, macht uns dann wieder bewusst, warum wir lernen. Ebenso die Vorlesung in der wir feststellen, dass es vielen unserer Kommilitonen nicht anders geht und man Gott sei Dank nicht alleine sitzt in diesem Boot auf dem Meer der Selbstzweifel…

Natürlich:

Das hier scheint ein wenig übertrieben – und ist mit Sicherheit aus einem weiteren Anflug der Wut über den verzweifelten Kampf einen Platz in dieser Konsumwelt zu finden, bei dem wir unser Happy End mit bedrohlichem Tempo und trotz ordentlichen Paddelns gegen die Strömung den Bach runter gehen sehen entstanden – dennoch bitte ich hiermit mal um Aufmerksamkeit für diejenigen, die noch mit Stil um Chancen und Aufmerksamkeit bitten und nicht mit Texten die sich um Nutten, Koks und Bier drehen. Hallo Welt (und ich klopfe hiermit virtuell an Köpfe wie an Kokosnüsse), der Nachwuchs, der sich Gedanken macht wie es weiter gehen soll, und die Demokratie nicht zur Idiocracy verfallen lassen will existiert noch!

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